Die Linde (Tilia cordata, Tilia platyphallos) | Pflanze des Monats September

Der Lindenbaum ist jedem ein Begriff, aber dass es zwei unterschiedliche Lindenarten gibt, ist schon nicht mehr so bekannt. Die Winterlinde (Tilia cordata) hat kleinere Blätter und blütenreichere Blütenstände als die Sommerlinde (Tilia platyphallos). Sie blüht etwa zwei Wochen später und ist häufiger anzutreffen als die Sommerlinde.

Bekannt ist die Linde vor allem aufgrund ihrer schweißtreibenden Wirkung bei fiebrigen Erkältungskrankheiten. Dazu werden die Blütenstände, einschließlich dem pergamentartigen Hochblatt, auf dem die kleinen, gelblich-weißen Blüten als Trugdolde zusammensitzen, von beiden Lindenarten gesammelt. Schweißtreibend wirken Lindenblüten nur dann, wenn die Erkältungssymptome mit Fieber einhergehen. Ein Lindenblüten-Tee lindert zudem den Hustenreiz und stärkt das Immunsystem. In Zeiten erhöhter Ansteckungsgefahr ist es deshalb empfehlenswert regelmäßig eine Tasse Lindenblüten-Tee, vielleicht mit einem Löffel Honig verfeinert, zu trinken. Sowie bei allen Heilpflanzen sind an der Wirkung stets mehrere Inhaltsstoffe beteiligt, jedoch kommen den Flavonoiden, Schleimstoffen und ätherischen Ölen der Lindenblüten die größte Bedeutung zu.

In vielen Dörfern steht ein großer Lindenbaum im Zentrum. Unter ihm wurde früher Markt gehalten, getanzt und getratscht. Unter einem Lindenbaum zu rasten ist besonders wohltuend, denn der honigartige Geruch der Lindenblüten führt zur Entspannung des Nervensystems. Die Knospen werden deshalb gerne in angespannten Situationen bzw. bei Beschwerden, ausgelöst durch innere Unruhe oder Nervosität, angewendet. Die Knospen wirken beruhigend, angstlösend, schlaffördernd und wärmen den Körper. In der Gemmotherapie sind Lindenknospen ein bewährtes Mittel bei nervöser Gastritis. Aber auch bei Kindern, die Angst vor der Dunkelheit haben und dadurch nicht einschlafen können, ist das Mazerat der Lindenknospen ein guter Tipp.

Mag. pharm. Karin Kirchengast